Immer öfter wird Mitwirkung gefordert von Anwohnerinnen und Betroffenen. Was gilt es, bei solchen partizipativen Prozessen zu beachten?
Man muss davon ausgehen, dass die meisten Stakeholder das Projekt als «Einschnitt in ihren Lebensraum», vielleicht sogar als «Bedrohung» betrachten. Diese Ängste werden kleiner, wenn man die Betroffenen schon früh ins Projekt integriert und mögliche Lösungen mit ihnen gemeinsam erarbeitet. Es ist klar, so ein partizipativer Prozess ist finanziell und zeitlich aufwändig, lohnt sich aber, weil sich dadurch im Idealfall Einsprachen erübrigen.
Wie geht man bei Interessenkonflikten am besten vor, also wenn Forderungen einer Stakeholdergruppe den Forderungen einer anderen Stakeholdergruppe widersprechen?
Wenn möglich, sollte man alle an einem runden Tisch zusammenbringen und miteinander reden. Gerade wenn man als Bauherrin in der Zwickmühle ist, weil sich die Interessen unterschiedlicher Stakeholdergruppen widersprechen, kann dies ein Türöffner für eine gemeinsame Kompromisslösung sein. Idealerweise leitet eine externe Moderatorin bzw. ein Moderator das Gespräch. Diese Person kann die Wogen meist glätten, sollte die Diskussion zu emotional werden. Als Bauherrin gilt auch hier: Geduldig sein, Kompromissbereitschaft zeigen, aber am Schluss auch den Mut haben, sich gegen die eine oder andere Gruppe zu entscheiden, wenn es nötig ist.
Haben Sie Projekte ohne nennenswerte Interessenkonflikte erlebt oder gehört das einfach dazu?
Ich habe noch nie ein grosses Projekt erlebt, in dem es keine Interessenkonflikte gab. Wo viele unterschiedliche Interessen betroffen sind, gibt es auch immer Konflikte.