Das Kinderspital Zürich testet aktuell das «Mitarbeitergespräch 2.0» in einem Pilotversuch. Ziel ist ein Gespräch auf Augenhöhe. C-Factor hat das Kispi bei der Entwicklung des neuartigen Instruments unterstützt.
Freuen Sie sich aufs nächste Mitarbeitergespräch? Wenn ja, Gratulation! Sie sind eine grosse Ausnahme. Gemäss einer Umfrage des Tages-Anzeigers von 2017 würden 9 von 10 Mitarbeitenden diese Frage mit Nein beantworten. Der Grund: Sie beurteilen das «Jahresgespräch» als Pflichtübung, die ihnen nichts bringt. Zu einem vergleichbaren Resultat kommt auch die Accenture-Studie «Is Performance Management Performing».
Nicht anders war es beim Kinderspital Zürich. Das HR-Team sowie viele Vorgesetzte und Mitarbeitende fühlten sich unwohl mit dem herkömmlichen Mitarbeitergespräch. Es passte einfach nicht mehr in die heutige Zeit. Deutlichstes Indiz für die Malaise in der klassischen Leistungsbeurteilung war die Tatsache, dass rund 30% aller Mitarbeitergespräche gar nicht stattfanden.
Neues Führungsverständnis erfordert neues Mitarbeitergespräch
Warum funktioniert das Mitarbeitergespräch mit standardisiertem Beurteilungsformular und schulmeisterlicher Bewertung (z.B. Noten von A – D) immer weniger? Das sind die Hauptgründe:
- Hierarchische Rollenbilder («Lehrer und Schüler») mit entsprechender Notengebung passen nicht mehr in die heutige Zeit; Vorgesetzte verstehen sich heute mehr als «Coach» und «Enabler»
- Wertschätzung und Motivation – zwei zentrale Funktionen des Mitarbeitergesprächs – kommen bei der klassischen Mitarbeiterbeurteilung oft zu kurz
- Individuelle Entwicklungspotenziale können mit standardisierten, umfangreichen Beurteilungsformularen schlecht oder gar nicht ausgelotet werden
- Aufwand und Nutzen stehen für Vorgesetzte in einem ungünstigen Verhältnis, da oft keinerlei Wirkung spürbar ist
- Bei langjährigen Mitarbeitenden, die gute Leistungen erbringen, taugen die Beurteilungsformulare gar nichts, die Gespräche sind oft eine Repetition des Vorjahres
Neu: Standortgespräch auf Augenhöhe mit «Themenkarten»
Beim Kinderspital Zürich steht eine andere Haltung im Zentrum des Mitarbeitergesprächs 2.0: Es soll ein Gespräch auf Augenhöhe zu ausgewählten, individuellen Themen sein. Noten gibt es keine mehr. Um den Unterschied klar zu machen, nennt das Kispi dieses Gespräch neu Standortgespräch. Es stehen insgesamt 33 Gesprächsthemen zur Auswahl, von A wie «Arbeitsleistung» bis Z wie «Zukunftsorientierung». Ein einziges Thema wird dabei von der Geschäftsleitung vorgegeben, dieses Jahr «Verbindlichkeit». Alle anderen Themen können frei gewählt werden. C-Factor hat für jedes eine individuelle Themenkarte gestaltet. Auf der Vorderseite der Themenkarte wird das Thema mit einer Grafik illustriert, auf der Rückseite werden die wichtigsten Aspekte mit jeweils fünf Bullet Points zusammenfasst.