Wie haben Sie Ihre Führungskräfte geschult?
Das Mitarbeitergespräch 2.0 ist grundsätzlich einfach und selbsterklärend. Ich habe es im Herbst 2019 im Rahmen einer Kaderveranstaltung vorgestellt. Anfang Jahr bin ich dann in sämtlichen Abteilungen vorbeigegangen und habe es zuerst allen Vorgesetzten, dann gruppenweise auch allen Mitarbeitenden vorgestellt. Ich denke, dass dies wichtig ist. HR muss den Lead übernehmen. Das war zwar aufwändig, hat mir aber auch viel Freude gemacht. Eine externe Schulung erachte ich hingegen als nicht nötig.
Trotz grossem Akzent auf dem Dialog braucht es auch Ziele. Wie sind Sie damit umgegangen?
Die Vorgesetzten haben auch jetzt Ziele vereinbart in den Mitarbeitergesprächen. Einfach viel weniger. Waren es früher bis zu acht Ziele, sind es heute eher zwei bis drei, basierend auf den relevanten Themen.
Wie handhaben Sie die Verknüpfung des Mitarbeitergesprächs mit der Lohndiskussion? Verläuft sie separat?
Wie bereits bisher gibt es bei uns keine Verknüpfung zwischen Lohnrunde und Mitarbeitergespräch. Es war also keine Änderung nötig.
Wollten die Vorgesetzten von ihren Mitarbeitenden im Voraus wissen, über welche Themen sie sprechen möchten?
Die meisten Führungskräfte wollten es nicht im Voraus wissen, liessen sich überraschen und reagierten im Gespräch spontan darauf. Ebenso liessen viele offen, wer im Gespräch zuerst seine Themen bringt.
Wie gingen Ihre Vorgesetzten vor, wenn es schwierige Themen zu besprechen gab?
Teilweise gab es da noch Unsicherheiten. Ich ermutigte sie dann dazu, dies auf dem Vorgesetzten-Formular mit entsprechendem Haken bei «Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind Veränderungen nötig» festzuhalten. Und zu benennen, welche weiteren Schritte vereinbart wurden. Dafür ist diese summarische Beurteilung der Zusammenarbeit ja da.
Auch Mitarbeitende geben Ihre Vorgesetzten Feedbacks zur Zusammenarbeit. Wie gehen Sie damit um?
Diese Feedbacks sind für mich relevant. Auch Vorgesetzte haben blinde Flecken und es ist wichtig, dass sie davon erfahren. Nur so entwickeln wir uns weiter. Ich wünsche mir, dass unsere Mitarbeitenden mit der Zeit immer mutiger werden und sich trauen, ihre Einschätzungen zu äussern. In einigen Abteilungen hat das von Beginn funktioniert, in anderen braucht es noch Zeit. Ich habe jedoch Vertrauen ins Tool, dass wir uns in diese Richtung entwickeln, da der gegenseitige Austausch klar im Zentrum steht. Derartige Rückmeldungen ebenfalls systematisch festzuhalten, betrachte ich als künftigen Ausbauschritt.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz als HR-Leiterin aus?
Ich finde das Tool wirklich gut und bin sehr froh, dass wir es eingeführt haben. Wir haben 21 Vorgesetzte und 165 Mitarbeitende und ich habe bisher keine einzige negative Rückmeldung erhalten. Und viele finden die Themenkarten auch einfach schön, es macht Spass damit zu arbeiten.